Grüne Radltour – unterhaltsam und lehrreich

Nachbetrachtung der grünen Radltour zum Bergermoor und Ayinger Ausgleichsflächen

Trotz anderer Vorhersagen hatten die Ayinger GRÜNEN bei ihrer Radltour am Sonntag, den 30.07.2023 richtiges Wetter-Glück und bei einem angenehmen Sonne-Wolken-Mix startete die alljährliche Radltour am Dürrnhaarer Bahnhof. 14 altersmäßig völlig gemischte und interessierte Radler*innen waren am Start, um Wissenswertes aus der Gemeinde zu erfahren. Im Fokus standen heuer das Bergermoor und Ausgleichsflächen. Mit großem Fachwissen hat Franz Klug gleich zu Beginn erklärt, wie genau sich solche Ausgleichsflächen definieren, wie und warum sie angelegt werden müssen, welche gesetzliche Grundlage es gibt und was es mit den Ökopunkte-Konten auf sich hat.

Franz erklärt, was Ausgleichsflächen sind

Das erste Etappenziel war deshalb eine solche Fläche zwischen Dürrnhaar und Faistenhaar. Genaugenommen waren es sogar zwei Ausgleichsflächen, denn auch der gesamte, mit verschiedenen Gehölzen bepflanzte Grünstreifen entlang des Radwegs ist eine.

Grünstreifen mit Gehölzen als Ausgleichsfläche

Die andere liegt südlich der Straße und ist eine Besonderheit. Hier wurde ein extrem pflegeleichtes Biotop geschaffen, indem der Oberboden abgetragen wurde, um einen mageren Untergrund zu schaffen. So ein Boden ist für ganz spezielle Pflanzen (und Tiere) geeignet und dadurch, dass rundum ein kleiner Wall das Areal schützt, entstand hier in den letzten Jahren ein in sich geschlossenes kleines Ökosystem. Hier siedeln sich Pflanzen an, die sonst bei uns eher weniger zu finden sind, unter anderem Latschenkiefern, niedrige Farne, Moose und Flechten. Dazwischen wuselt es überall vor lauter Ameisen.

Der nächste Haltepunkt war in Aying kurz vor dem Sportplatz. Hier befindet sich die wohl den meisten Ayinger Bürger*innen bekannte Ausgleichsfläche für Wildbienen und Hummeln. Verantwortlich für die Bepflanzung und Pflege zeichnet Frau Windsperger, mit der sich die Radlgruppe vor Ort getroffen hat. Frau Windsperger hat Gartenbau, Erziehungswissenschaften und Soziologie studiert, sie ist u.a. als Universitätsdozentin, Imkerin und als Kräuterpädagogin tätig. Anders gesagt: sie ist eine echte Expertin für biologischen, insektenfreundlichen Anbau.

Alle waren erstaunt, wie viele verschiedene Blumen, Sträucher und Gehölze auf dieser Fläche angebaut wurden und es wunderte niemanden, dass es hier zu fast jeder Jahreszeit blüht und summt. Gerade jetzt sind es die lila blühenden Flockenblumen, die große Mengen an Steinhummeln anlocken, doch auch wilde Möhre, Storchschnabel und vieles andere erfreut im Sommer die Insektenwelt.

Wilde Möhre

Zwischen lila Flockenblumen summt und brummt es

Direkt gegenüber befindet sich eine weitere Ausgleichsfläche, allerdings nicht von Frau Windsperger und offensichtlich mit weit weniger Know-How angelegt. Hier haben Gräser alles überwuchert, die paar wenigen Blühpflanzen, die vor einigen Jahren ausgesät wurden, sind nur noch ganz vereinzelt zu sehen. Für Insekten gibt es hier kaum Nahrung. Insektenfreundliche Blumenwiesen sind, im Gegensatz zu der anfangs erwähnten Magerfläche, sehr pflegeintensiv. Es muss zugeschnitten, gemäht und ggf. auch neu gesät und gepflanzt werden. Dazu kommt, dass preisgünstiger und nicht zum Standort passender Samen ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg bringt.

Nächster Stopp der Radltour war dann das Bergermoor im Wald zwischen Peiß und Kaltenbrunn. Hier erwartete die Radler*innen eine völlig andere Flora, die jedoch nicht weniger interessant war. Ragnhild von den Ayinger GRÜNEN hatte dazu Wissenswertes für die Gruppe vorbereitet und Frau Windsperger konnte ergänzen.

Zwischen Peiß und Kaltenbrunn geht’s zum Bergermoor

Ragnhild berichtet Wissenswertes über Moore

Zwischen Birken, Erlen und anderen säureliebenden Pflanzen gelegen lässt sich das Moor an dem federnden Boden, zahlreichen Blaubeer- und Preiselbeersträuchern, einer Vielzahl an Gräsern, Adlerfarnen und kurzen knubbligen Kiefern erkennen. Im Gegensatz zu den Ausgleichsflächen handelt es sich beim Bergermoor um ein geschütztes Naturdenkmal, das aufgrund gelungener Wiedervernässung heute ein wertvolles Biotop darstellt. Es soll keinesfalls begangen werden, nur ganz am Rand können Besucher*innen einen Blick darauf werfen. Bergermoor Aying

Lockerer Untergrund, Preiselbeeren, Farne und Gräser – das Bergermoor

Inzwischen war es schon Mittagszeit und kurz vor Ende der Tour machten alle noch ein Abstecher zu einer Streuobstwiese in Großhelfendorf, ebenfalls eine Ausgleichsfläche, die von Frau Windsperger geplant und umgesetzt wurde. Sie wurde gemeinsam mit den Kindern der Ayinger Grundschule im Rahmen des Programms „Umweltschule“ angelegt.

Richtiger Baumschnitt ist bei einer Streuobstwiese das A und O

Ein wenig wurde dort noch über richtigen Baumschnitt gefachsimpelt und anschließend ging es zum gemütlichen Ausklang ins Gasthaus Oswald nach Kleinhelfendorf. Im dortigen Biergarten hat‘s allen dann so richtig geschmeckt.

Einen herzlichen Dank für diese außerordentlich spannende und gelungene Tour an die beiden Organisator*innen der Ayinger GRÜNEN, Ragnhild Eßwein-Koppen und Franz Klug. Außerdem an die Natur- und Pflanzenkennerin Ulrike Windsperger, die mit ihrem Wissen sehr beeindruckt hat. Mehr zu Frau Windsperger in der Info-Box unten.

Aying, 1. August 2023

Christine Squarra

© Fotos: Christine Squarra privat

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INFOBOX:

Ulrike Windsperger
Frau Windsperger bietet auf Nachfrage Vorträge an und gibt Kurse, u.a. an der VHS München. Wer Kontakt aufnehmen möchte, wendet sich bitte an mich unter christine [at] gruene-aying [dot] de 

Mögliche Themen sind u.a.:

  • Neophyten und Neozoen:  Wissenswertes über eingewanderte Pflanzen- und Tierarten
  • Stauden für den schattigen Garten die vielen Insekten Nahrung bieten.
  • Der bienenfreundliche Garten
  • Der Garten in Zeiten des Klimawandels
  • Der Nichts-Tun-Garten für Menschen mit wenig Zeit
  • Permakultur – Ein sich selbst erhaltender Garten. Ein Modell für kleine und große Gärten
  • Biologischer Pflanzenschutz
  • Pflanzen-Heilkräfte aus der Natur und dem eigenen Garten
  • Wissenswertes über Bodenaufbau, Bodenpflege (Humus, Terra Preta, Effektive Mikroorganismen)
  • Kompost und Kompostierung – Die Natur kennt keine Abfälle
  • Von der Wiese auf den Tisch
  • Schnäpse und Liköre aus Wildfrüchten und Wildkräutern
  • Gärtnern mit dem Mond
  • Lust an neuer Garten-Gestaltung mit besonderen Beetformen
  • Düngen – Wann, wieviel, wie oft, womit soll gedüngt werden?
  • Die neue Lust aufs Gärtnern:  Urban gardening, Städtisches Gärtnern, Krautgärten, Interkulturelle Gärten, Stadt- und Balkonimkerei
  • Selbstversorgung Pilze – selber züchten für Balkon, Haus und Garten
  • Färbepflanzen – mit Pflanzen aus dem eigenen Garten
  • Heimische Wildkräuter – wann sind sie Heil- Wild- und/oder Giftpflanzen?
  • Wassermanagement für Garten und Balkon
  • Augenschmaus und Duftwolke: 12 Monate Blütenpracht im Garten
  • Der Friedhof lebt: Bienen- und Insektenfreundliche Friedhofsbepflanzung
    mit interessanten Gehölzen

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